Teil 14: Der Himmel auf Erden

Sie wälzte sich noch einige male auf ihrer matratze hin und her. schliesslich schwang sie die beine seitwärts, setzte sich auf, räkelte und streckte sich, gähnte. im gewirr zerstreuter kleider suchte sie ihre lieblingsjeans, fischte aus dem korb einen frischen slip, zog ihn noch etwas mühsam an, schlüpfte schon etwas behender in die jeans und schlang den breiten ledergürtel um die hüfte. 10 uhr 23 blinkte der wecker vergeblich mahnend. sie schüttelte ihre strähnig blonden haare nach hinten, strich sich anschliessend zärtlich über ihre brüste. nachdem sie sich das verwaschene top übergestreift hatte und ihre blaue trainerjacke anhatte, ging sie barfuss und gut gelaunt in die küche und setzte eine macchina nica-kaffee auf. auf dem sofa im gang schlief noch der andere typ den schlaf des gerechten. seine dunklen haare waren wild zerzaust, unter der alten wolldecke lugten zwei nackte füsse hervor. sie kannten sich noch kaum aber zusammen hatten sie sich redlich geschlagen am abend zuvor.
sie beugte sich vor, um ihre kreuzwirbel und hintere beinmuskulatur zu dehnen. das sollte man ja von zeit zu zeit tun, ging es ihr durch den kopf. sie richtete sich auf, spürte wie das blut zurückfloss und guckte durch das kleine küchenfenster auf die strasse hinunter. wenig fahrräder, hie und da ein auto. unter ihren nackten füssen fühlte sie den kalten fliesenboden.
„uuaaahhh“ tönte es vom sofa. sie streckte den kopf in den gang. von einem vom sofa rückwärts zum boden baumelnden kopf, sahen sie zwei blau-grüne augen verschmitzt an. sie lächelte. „und, gut geschlafen?“ der körper rutschte vollends auf den bretterboden, drehte sich und ein zärtlicher mund stöhnte noch etwas schlaftrunken „wie ein murmeltier“. sie runzelte die stirn, ein murmeltier, kam es ihr in den sinn, hatte sie einmal auf einem bild in der schule gesehen. die lebten irgendwo oben in den bergen. sie hatte plötzlich lust in die berge zu fahren und murmeltiere zu suchen. ein paar wenige musste es ja noch geben, dann konnte man mit ihnen um die wette pfeiffen. dann schweiften ihre gedanken gegen ihren willen zur schule. ihr paps hatte einmal ausgerechnet, dass ihr schul-arbeitstag länger war, als sein arbeits-arbeitstag! ausserdem hatte sie dann jeweils noch hausaufgaben, die hatte ihr paps auch nicht. wenn sie an die ellenlangen und endlosen schulstunden zurückdachte schauderte es sie. und die ganze zeit mehr oder weniger unbeweglich auf einem stuhl, abgeschottet in einem ghetto, den lehrern ausgeliefert. statt, dass die kidz fragen durften, fragten die lehrer. das war doch eine verkehrte welt. doch seit vier monaten hatte sie mit der schule abgeschlossen. sie lernte jetzt auf eigene faust. „du grübelst ganz schön ‚rum was?“ liess sich ihr bodenheld vernehmen. „ich grüble, wenn’s mir passt. wie heisst du eigentlich?“ „meine freunde nennen mich eze, aber eigentlich heisse ich ezechiel und du?“ „wie ezechiel? ziemlich merkwürdig, muss man ja abkürzen, ich bin diana“. hinter ihrem rücken pfiff die macchina zum kaffee. sie löschte die gasflamme und goss zwei kleine espresso-tassen voll. irgendwo fand sie sogar noch einen rest zucker, schöner luxus dachte sie.

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